Der zweite Weltkrieg hatte in unserer Heimat starke Wunden geschlagen. Die Bevölkerung war in den ersten Jahren nach dem Krieg mit dem Aufbau einer neuen Existenz stark beschäftigt. Und so konnte das Vereinsleben als Freizeitgestaltung nur langsam wieder in Gang gesetzt werden.
Burtscheider Bürger hatten jedoch schon seit Generationen ein Herz für die Geselligkeit und das Vereinswesen. Hierzu zählten speziell in Burtscheid auch die Schützenvereine.
So war es dann auch kein Wunder, dass sich im Jahre 1949 aus einem Stammtisch heraus eine Gemeinschaft von zehn Personen in der Gaststätte Paul Siebels in der Burtscheider Küpperstraße zusammenfand, die den festen Willen hatte, eine Schützengemeinschaft zu gründen. Man gab ihr zunächst den Namen ,,Schießfreunde Burtscheid´´. Damit war der Grundstein für die Zukunft unserer heutigen Bruderschaft gelegt.
Der Wille war da, aber die Durchführung der Vereinsgeschäfte gestaltete sich doch sehr schwierig. Die damalige Militärregierung ließ ein Sportschießen noch nicht zu und vor allem, Sportwaffen gab es noch nirgendwo zu kaufen. Aber, wo ein Wille, da ein Weg. Paul Siebels, der neue Vereinswirt, hatte ein altes Luftgewehr über den Krieg gerettet und man schoss dann jeden Freitag mit Bolzen auf selbst gefertigte Karten, die auf einfachen Bleiplatten festgeklemmt wurden.
Da jeder sportliche Wettkampf seinen Höhepunkt haben muss, wurden von Zeit zu Zeit auch Preise ausgeschossen, die von den damaligen Mitgliedern der kleinen Gemeinschaft selber gestiftet wurden. Obschon das Geld damals noch sehr knapp war – wollte man doch für die Zukunft eine kleine Kasse aufbauen ¬- entschloss man sich, bei Wettbewerben einen kleinen Obolus als Startgeld zu entrichten.
Freunde und Bekannte bekundeten bald ihr Interesse an dieser Sportart, und der anfänglich kleine Kreis wurde immer größer. Die Militärregierung erlaubte dann schließlich die Schützenvereine als offizielle Bruderschaften, und somit entstand dann die ,,St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Aachen-Burtscheid´´ als Büchsen- und Bogenschützenverein.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch schon der neue Zentralverband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften gebildet, und die St.-Hubertus-Schützen-Bruderschaft stellte den Antrag in diesen Verband aufgenommen zu werden. Dem Antrag wurde stattgegeben, und von nun an war für die Schützen der ,,Dornröschenschlaf´´ zu Ende. Viele Veranstaltungen bei verschiedenen Schützenvereinen wurden besucht. Im Jahre 1953 konnte die Bruderschaft endlich ihre neue Vereinsfahne segnen lassen, die durch Stiftungen und Spenden angeschafft werden konnte. Erstellt wurde die Fahne in mühevoller Handarbeit von einer damals 80jährigen Ordensschwester des Klosters ,,Vom armen Kinde Jesu´´. Im Jahre 1996 war eine Restaurierung erforderlich, die die Fahne dann wieder in altem Glanz erstrahlen ließ. Bis in diese Zeit wurden alle Schießsportveranstaltungen im Saale durchgeführt, und so war es verständlich, dass sich die Bruderschaft nach einem Gelände umsah, auf dem man eine Vogelstange aufstellen konnte. Im Jahre 1957 fand man dann in den Anlagen des Waldrestaurants ,,Am Bismarckturm´´ die Möglichkeit besagte Vogelstange auf-zustellen. Hier wurden dann in den nächsten Jahren bei dem zwischenzeitlich zum Mitglied gewordenen Gastwirt Jacobi schöne Feste gefeiert.Die St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Aachen-Burtscheid war inzwischen durch ihre starke Beteiligung bei den von ihnen besuchten Veranstaltungen in Stadt und Land bekannt geworden. Ihre Mitgliederzahlen stiegen ständig an. Leider musste Hermann Jacobi aus Altersgründen die Gaststätte Bismarckturm im Jahre 1962 aufgeben, und unsere Bruderschaft stand wieder ohne Schießplatz da. Die Zusammengehörigkeit der Burtscheider Schützenvereine wurde in dieser Situation besonders deutlich. Es sei an dieser Stelle den Freuden der Tellschützen-Gesellschaft und der St.-Sebastianus-Bogenschützengilde besonders gedankt, die spontan ihre Anlagen unserer Bruderschaft zur Verfügung stellten, damit diese ihre schießsportlichen Aktivitäten fortführen konnte.
Auch das bisherige Vereinslokal Paul Siebels musste nach einer schweren Entscheidung gewechselt werden, da es für die mittlerweile große Anzahl der Mitglieder zu klein geworden war. So entschloss man sich zu einem Wechsel in die Gaststätte ,,Zum Schwan, Ecke Hauptstraße/Küpperstraße.
Die Leistungen innerhalb unserer Bruderschaft auf der schießsportlichen Ebene wurden immer besser, und so war es nicht verwunderlich, dass die St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Aachen-Burtscheid im September 1964 nach Erreichen des Bezirkskönigtitels durch H.-D. Helbig den Bezirk Aachen beim Bundeskönigsschießen in Siegburg vertreten durfte.
Bei all diesen Erfolgen blieb jedoch ein großes Problem offen: Die St.-Hubertus-Schützen sehnten sich nach einem eigenen Schießgelände. In jahrelangen Bemühungen von seiten der Aachener Stadtverwaltung und des Sportausschusses wurde ein entsprechendes Areal gesucht und gefunden.
Im Juni 1968 war es dann endlich soweit. Auf dem Gelände ,,Gut Höfling´´ wurde der Bruderschaft ein neuer Schießplatz zugewiesen. Ein besonderer Dank galt dabei unserem Ehrenmitglied und damaligen Bürgermeister Franz Stettner, der sich in dieser Angelegenheit für uns besonders eingesetzt hatte.
Mit großem Eifer ging man nun zur Sache, und in jeder freien Minute war die gesamte Schützenfamilie damit beschäftigt ihren neuen Schießplatz herzurichten. In vorbildlicher Eigeninitiative wurde ein Vereinsheim gebaut. Die Einweihung dieses Vereinsheimes im Juni 1969 war für alle Beteiligten ein unvergesslich schöner Tag.
Die St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Aachen-Burtscheid feierte nun im Jahre 1974 ihr 25jähriges Bestehen. Man könnte an dieser Stelle vielen Namen von verdienten Mitgliedern aufführen. Aber es sollte so gehalten werden, wie es nun schon seit 25 Jahren in unserer Bruderschaft üblich war: Alle für einen, einer für alle. So galt also der Dank für die letzten Jahre all denen, die ungenannt der Bruderschaft ihre Treue schenkten und somit ein Stück Burtscheider Geschichte mitschrieben.
Keiner wird in der Erinnerung seiner Kameraden vergessen werden, ob er nun viel oder wenig getan hat. Alle haben wohl eines getan, und das ist heute das Wichtigste: Sie sind über den Sport und den Verein Brüder und Freunde geworden. Dies sollte auch für die Zukunft Inhalt und Aufgabe sein.
Vereinstreue und kameradschaftliche Verbundenheit waren und sind zu allen Zeiten für die Bruderschaft Ausdruck und Beweis einer erfolgreichen Vereinsarbeit.
Aufbauend auf die Chronik zum 25jährigen Bestehen der Bruderschaft im Jahre 1974 sollen nun noch einmal die wichtigsten Stationen des Bruderschaftslebens auf dem Weg durch die nächsten 25 Vereinsjahre aufgezeigt werden.
Im Jahre 1974 beschloss die Bruderschaft nach langen Diskussionen, dass jeder König nach seiner Amtszeit drei Jahre lang nicht mehr mit auf den Königsvogel schießen darf. Damit stand fest, dass es innerhalb der Bruderschaft die ,,Kaiserwürde´´ (dreimal hintereinander König sein) nicht mehr so einfach geben würde.
Man wollte damit erreichen, dass die Königswürde jedes Jahr wechselte und für alle erreichbar und begehrt blieb.
Diese Regelung wurde allerdings wieder Ende der 80er Jahre aufgehoben, um es eben jedem Schützen zu ermöglichen, auch die Kaiserwürde zu erringen. Die Entscheidung wurde vor dem Hintergrund der stets großen Bewerberzahl getroffen.
Bis zum Jahre 1974 präsentierte sich unsere Bruderschaft im schwarzen Anzug mit silber-grauer Krawatte und schwarzem Hut. Von diesem Zeitpunkt an trat man jedoch zu offiziellen Anlässen im grünen Schützenrock mit Vereinswappen auf der Brust und grüner Krawatte sowie mit schwarzem Hut und Feder auf.
Ab dem Jahr 1975 stellte die Bruderschaft ihr Schützenheim als Ausweichquartier dem Schulamt der Stadt Aachen für einige Zeit zur Verfügung. So zog in die Räumlichkeiten des Vereinsheimes Am Höfling eine Schulklasse der hier ansässigen Grundschule ein. Sicherlich eine nicht alltägliche Angelegenheit, die aber deutlich zeigt, dass die Schützenbruderschaft nicht nur guten Kontakt zu den örtlichen Behörden pflegt, sondern auch selbstlos aushilft, wo dies erforderlich ist.
Für den wöchentlichen Schießsportbetrieb und die allgemeinen Vereinsversammlungen ergab sich 1975 eine gravierende Änderung. Der Versammlungs- und Schießabend wurde von montags auf Freitags verlegt, um den vielen Berufstätigen die Möglichkeit zu bieten, auch schon mal ,,eine Stunde länger´´ am Abend mit den Schützenbrüdern verbringen zu können.
Aus dem Jahre 1977 bleiben zwei Ereignisse unvergessen – alle Rentner, die der Bruderschaft angehörten, beschlossen, jedes Jahr einen ,,Rentnerkönig´´ zu ermitteln und damit dem Vereinsgeschehen eine weitere gesellige Veranstaltung hinzuzufügen. Diese Veranstaltung hat bis zum heutigen Tag Bestand. So konnten unsere Rentner im Jahr 2007 das 30jährige Bestehen der ,,Rentnerabteilung´´ feiern und hatten 1998 mit Ehrenmitglied Willi Frauenrath, der auch viele Jahre das Kurgast-Schießen leitete, ihren ersten ,,Rentner-Kaiser´´, der dann mit der von der Kur-verwaltung der Stadt Aachen gestifteten Rentner-Königs-Kette erstmals dekoriert wurde.
Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 1977 war der Königs- und Prinzenball, der in glanzvoller Weise und zum ersten Mal außerhalb von Burtscheid, nämlich im Eurogress stattfand. Für die vielen Besucher und Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis.
Die Burtscheider Kurverwaltung nahm im Jahre 1978 das Kurgastschießen auf der Anlage der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft in ihr Programm zur Unterhaltung der Kurgäste auf. Vielen Gästen wurde damit die Möglichkeit geboten, Sport und Unterhaltung zu verbinden und Kontakte zu knüpfen. Für die Öffentlichkeitsarbeit unserer Bruderschaft eine nicht unbedeutende, jährlich wiederkehrende Veranstaltungsreihe. Leider ist dieses Kurgastschießen Anfang des neuen Jahrtausends aufgrund der Kürzung der Verweildauer der Patienten in Burtscheid nicht mehr möglich gewesen, da selbstverständlich die Kuranwendungen Vorrang hatten.